Krzysztof Meyer

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*  11. August 1943

von Lutz Lesle

Essay

Schaffensprinzipien

Schon ein flüchtiger Blick auf die Werkliste Meyers lässt zweierlei erkennen: ein kontinuierliches Schaffen über mehr als fünf Jahrzehnte und eine Vorliebe für die Instrumentalmusik. Bei einem durchschnittlichen Zuwachs von zwei bis drei Werken pro Jahr überwiegt die Kammermusik, darunter 14 Streichquartette und elf Solosonaten. Doch auch die Orchesterwerke summieren sich auf elf Solokonzerte, neun Symphonien und sieben Orchesterstücke. Vier seiner Symphonien (Nr. 2, 3, 8 und 9) enthalten Chorpartien. Mit den Zyklen Śpiewy Polskie für Sopran und Orchester op. 34 (Julian Tuwim, 1974), Lyric Triptych für Tenor und Kammerorchester op. 38 (Wystan Hugh Auden, 1978) und Chansons dʼun rêveur solitaire für Sopran und Orchester op. 116 (Paul Verlaine, 2012) hat Meyer sporadisch auch die Gattung des Orchesterlieds bedacht.

Als Werktitel verwendet Meyer vornehmlich herkömmliche Gattungsbegriffe wie Sonate, Trio, Streichquartett, Klavierquartett, Konzert und Symphonie. »Mich interessiert ausschließlich die geschlossene Form«, erklärte er dazu in einem Gespräch mit dem polnischen Musikwissenschaftler Maciej Jabłoński (Meyer 1998, 30). Dabei berief er sich auf Witold Lutosławski, der die Akzeptanz der »geschlossenen« Form auf die Fähigkeit zurückführte, Musik im Gedächtnis zu behalten und als innere Vorstellung zu bewahren wie ein Bild oder eine Plastik. Die geschlossene Form ist für ...